Auflösung zum Selbst-Test
„Gute Stimmung in der Beziehung – die kleinen Fehler mit großer Wirkung“
Vorsicht: Es mag schon sein, dass einige Menschen hier die folgenden Antworten als „zu romantisch“ ausgelegen würden. Dennoch sind sie aus neurobiologischer Sicht richtig, um die entsprechenden Hirnareale richtig zu bedienen. An dieser Stelle verweise ich auf die Beziehungsstile, die in bestimmten Ländern unterschiedlich ausgeprägt sind.
So entstehen die guten Gefühle:
- Situation Verabschieden
Falsch ist: A, C und D
Ohne Verabschieden weiß man gar nicht, wie sich der Partner in Bezug zu einem genau fühlt, es wird unbewußt als eine Form von Kontaktunterbrechung oder sogar als -verweigerung empfunden.
In der Kommunikationsforschung ist lange bekannt:
Es gibt kein Nicht-Kommunizieren. Jede Handlung und Nicht-Handlung wird interpretiert. Wenn etwas nicht eindeutig positiv erscheint, dann hat das Gehirn die biologisch vorprogrammierte Neigung, es als unsicher und somit negativ zu speichern. Also bleiben auch die positiven Botenstoffe aus, stattdessen wird im Gehirn „unklare Situation“ und somit „Bereitschaft zum Wappnen“ ausgelöst, das Alarmzentrum im Gehirn heißt „Amygdala“.
Richtig ist: B
B Ich sage kurz vorher: „Du, jetzt werd‘ ich gleich gehen müssen.“. Kurz darauf gehe ich auf meinen Partner/meine Partnerin zu und schau ihm/ihr lieb in die Augen und nehme ihn/sie in den Arm. “Du weißt, dass ich an dich denke. Schreibst du mir später eine Nachricht, damit ich weiß, wie’s bei dir läuft?“ „Ja, klar.“ Wir sagen beide Tschüss, während wir uns anlächeln.
Wenn eine Situationsveränderung ansteht, ist es immer besser, dem Nervensystem des anderen und seinem eigenen ein bisschen Zeit dafür zu geben. Noch dazu bei einer anstehenden Getrenntwerden-Situation, die bedeutet, dass die verbundenen Nervensysteme nun voneinander (zeitweise) abgekoppelt werden. Psychobiologisch gesehen wird jetzt von interaktiver Regulation auf Selbstregulation umgestellt. Also ist es gut, die Verabschiedung anzukündigen. So wird automatisch die Anforderung des Übergangs zur Selbstregulation in Gang gesetzt.
Auch wenn Sie sich in wenigen Stunden wieder sehen, ist es immer besser, sich in die Augen zu schauen und zu umarmen. Das aktiviert die Liebesdrogen Dopamin und Oxytozin. Das Aussprechen, dass man an den Partner denkt in seiner Abwesenheit, erhält insbesondere für die Zeit des Sich-nicht-Sehens die Fortführung des Wir-Gefühls. Dies wird doppelt bestätigt, dadurch dass man den geliebten Menschen auffordert, in Kontakt zu gehen mit einer Sms. Dadurch wiederholt man sein Interesse am anderen und zeigt sich positiv abhängig vom anderen, was wieder mehr Sich-Verlassen-Können auf die Beziehung erzeugt und man davon ausgehen kann, dass in der Zwischenzeit sich weitere positive Hormone der Verbundenheit und somit Entspannung bilden.
- Situation Abholung am Flughafen
Falsch ist: A und C
A Ich hole ihn/sie vom Flughafen ab, aber ich warte draußen am Auto, weil ich das Geld für das Parkticket für rausgeschmissenes Geld halte.
Die kleine Ersparnis an Parkticket zahlen die beiden Partner auf andere Weise möglicherweise weit teurer: Vielleicht spürt die Partnerin/der Partner, dass da eine höhere Priorität ist: nämlich das Parktickets im Wert von max. 5 € einzusparen. Was ist der Preis dafür? Die Möglichkeit, mit dieser Geste zu bestätigen, dass der andere wirklich unvergleichlich mehr geschätzt wird als ein bisschen Geld. Es entsteht eine kleine Enttäuschung. Diese Enttäuschung ist je nach Beziehungsstil entweder vollkommen unbewußt und somit nicht erkennbar, oder es gibt eine eher stille Schmollreaktion oder deutlichen Protest. Es könnten Unfrieden, Sprechverweigerung, Liebesentzug oder Diskussion folgen.
Auch falsch ist C
C Ich hole ihn/sie vom Flughafen ab, gehe an die Stelle, wo die Reisenden nach der Passkontrolle alle rauskommen. Wenn wir uns sehen, nehme ich ihn/sie an der Hand, vielleicht nehme ich das Gepäck, und wir gehen schnurstracks zum Auto, wo wir uns ja dann auf der Fahrt eh unterhalten werden.
Es ist natürlich weniger ablehnend als gar nicht zu erscheinen oder sich das Parkticket sparen zu wollen. Hier sind wir schon im genauen Co-Regulationsbereich. Wenn man sich treffen will und auf die Begegnung mit dem anderen sich ausrichtet – und dann aber das „Klick-Klick“ beim Wiedersehen nicht sofort genau durchgeführt wird, indem man sich direkt freudig anschaut und dafür eine kleine Weile miteinander Zeit lässt, um sich aufeinander wieder einzustimmen, dann ist es für das Nervensystem noch nicht ganz eindeutig, dass man aus der Selbstregulation wieder in die Co-Regulation gehen kann. Somit entsteht Verwirrung.
Richtig ist: B
B Ich hole ihn/sie vom Flughafen ab, gehe an die Stelle, wo die Reisenden nach der Passkontrolle alle rauskommen. Wenn wir uns sehen, schaue ich ihn/sie begeistert an und nehme ihn/sie in den Arm und sage „Endlich sind wir wieder zusammen! Du hast mir echt gefehlt!“
Dies ist ein Zeichen, dass wir uns wichtiger sind als andere Dinge, die Zeit steht still, bis wir uns als „Wir“ wieder „eingeklickt“ haben. Das ist das Mittel der Wahl, wenn man eine langfristig sichere Bindung aufrechterhalten will. Zuverlässig und hilfreich für einander da sein, den Aufwand nicht schonen, die Begeisterung in unseren Augen, der Stimme und dem Körper! Alles richtig gemacht für die gehirntechnische Drogenapotheke. Erst wenn beide klar mit Augen, Körper und Stimm-Melodie kommunizieren, dass sie jetzt wieder die Gegenwart als Paar empfinden können, können beide Nervensystem zum Wir-Empfinden übergehen. Ich nenne dieses Bemühen des Wieder-Andockens von „Ich“ zu „Wir“ ein Umrundungsritual.
- Situation Verspäten
Falsch ist: A und C
Zuspätkommen bedeutet immer Stress im Gehirn, auch wenn es Menschen gibt, denen man das nicht nur nicht anmerkt, sondern die dann aus ihrem suboptimalen Verhalten auch eine Art „Philosophie“ machen. Das stellt eine Strategie dar, um sich nicht schuldig an dem Zuspätkommen fühlen zu müssen, was wohl, wenn man die Empfindung nicht verdrehen würde, als sehr unangenehm empfunden werden würde.
Wenn der wartende Partner nun seiner Liebsten/seinem Liebsten zu dem Zuspätkommen-Stress noch zusätzlichen Das-ist-schlechtes-Benehmen-Stress macht in Form von Vorwürfen, dann erzeugt das nur weiteren Stress und Dissonanz. Verbundenheit kann so keineswegs entstehen.
Richtig ist: B
B Hallo mein/e …. (Kosenamen)“, schaue freundlich in ihre/seine Augen, sage warmherzig "Ah, super, endlich bist du wieder bei mir." und frage dann interessiert „War wieder recht viel los vorher?“
Das Verhalten wird hier nur unter der Brille der Co-Regulation betrachtet, nicht im Hinblick auf Gerechtigkeit oder Moral: Wenn ich mich mit der geliebten Person verstehen will, dann bringt es auf Teufel-komm-raus nichts an Nähe, wenn ich recht habe und den anderen niedermache deswegen. Also ist es irrelevant, ob der Wartende sich berechtigterweise aufregt oder nicht. Hier betrachten wir nur den Aspekt, ob die beiden es schaffen, sich miteinander gut zu fühlen.
Wenn wir uns ein paar Stunden oder länger nicht gesehen haben, sind unsere Nervensysteme nicht mehr aufeinander abgestimmt. Wenn wir wieder in ein funktionierendes „Wir-Gefühl“ kommen wollen, brauchen wir die Bereitschaft, uns möglichst beide auf den Energiezustand der Partnerin/des Partners einzustimmen. Meist funktioniert es so, dass sich eher ein Partner auf den energetischen Rhythmus des anderen einschwingt. All dies geschieht meist völlig unbewußt und automatisch. Nur wenn es nicht funktioniert, wird es als unangenehm empfunden. (Das geht uns vor allem bei fremden Menschen so, mit denen wir eine Weile gezwungenermaßen in einem Raum verbringen müssen. Es mag ein Gefühl der Andersartigkeit instinktiv zu Ablehnung führen.) Natürlich ist dieses Umschalten auf den Co-Regulations-Modus sehr erschwert, wenn wir durch bestimmte negative Signale im Hirn des Gegenübers den Alarmknopf drücken, und somit bei ihr/ihm Flucht- oder Kampfreaktion auslösen. Negative Signale sind nicht notwendigerweise starke Ausdrücke, sie können auch ganz kleine Reaktionen sein wie Farbveränderung im Gesicht, Augenliederverengung, flachere Atmung etc.
- Situation Speisekarte
Falsch ist: B
B „Warum schleifst du mich immer in solche Lokale, wo ich nichts kriege, was mir schmeckt. Jetzt sind wir schon eine Weile zusammen und du weißt immer noch nicht, was mir taugt und was nicht. So ein Scheiß!“
Das stellt einen unfairen Vorwurf und eine negative Generalisierung des Verhaltens des Partners dar. Vorwurf, weil es ein negativer Ausdruck ist. Unfair, weil der Partner nicht wissen kann, wie der andere die Speisekarte finden wird. Negative Generalisierungen werden von John Gottman als ein wichtiger Beziehungskiller erachtet, so wie „Du machst immer…“ „Immer muss ich dir…“, „Nie kapierst du das…“, „Jedes Mal ist es das gleiche Theater…“
Richtig ist: A oder C
Hier hängt es auch von der Reaktion des Partners/der Partnerin ab, ob wir beide hier ähnliche Bedürfnisse haben, nämlich ob wir hauptsächlich Hunger haben, oder ob wir hauptsächlich einfach einen unbeschwerten Abend miteinander verbringen wollen. Wichtig ist, dass wir ehrlich sind, gleichzeitig aber auch miteinander einfühlend umgehen, so dass ein gutes Klima herrscht. Wenn wir uns miteinander wohl fühlen, sind wir auch allgemein flexibler und eher bereit, eigene Bedürfnisse zum Wohle der gemeinsamen Erfahrung nicht wichtiger zu nehmen. Dies soll keineswegs eine Anleitung zur Unterwerfung bedeuten. Eine gute Verbindung macht uns viel eher bereit, auf einander einzugehen und sich gemeinsam um die Bedürfnisse beider gleichwertig zu kümmern. So kann derjenige, der kein Problem hat, etwas auf der Speisekarte zu finden, und der vielleicht auch gerade richtig Hunger hat, trotzdem so flexibel sein und auf seine Liebste/seinen Liebsten eingehen und vorschlagen, ein anderes Lokal zu besuchen.
- Situation Absage zu einer Anfrage für Abholung
Falsch ist: A und C
Einen Gefallen zu tun, und dabei gleichzeitig dem anderen ein schlechtes Gewissen zu machen – das fördert sicher keine guten Gefühle. Abzusagen, ohne dem anderen die Chance zu geben, seine Lage so darzustellen, wie sie ist, nämlich eine realistische Einschätzung der eigenen Kräfte, das kann nur zu einem Missverständnis führen. Entweder bekommt die Partnerin/der Partner das Gefühl „Der/Die erklärt ja nicht mal irgendwas. Ich bin ihr/ihm nicht wichtig genug, sich richtig mitzuteilen.“ Oder beim anderen entsteht das Gefühl, eine Last durch die Bitte zu sein, auch das ist ein funktionierendes Rezept, sich abgelehnt zu fühlen.
Richtig ist: B
B „Wegen deiner Frage, ob ich dich am Samstag abholen könnte. Ich bin da leider nach der langen Woche so müde, und muss ja am Samstag auch noch zum Wertstoffhof. Ich weiß, dass ich danach einfach echt platt bin. Vielleicht kannst du das anders machen, oder darf ich dir das Taxi zahlen, weil es mir wirklich wichtig ist, dass du gut ankommst. Ich weiß nur jetzt schon, dass ich dann einfach zu fertig sein werde. Will aber, dass du weißt, dass ich dich normalerweise gern abhole. Also beim nächsten Mal frag mich bitte wieder, ich werde versuchen, es möglich zu machen.“
Wir als Paar sind der "Ort", wo man sich am ehesten verwundbar zeigen dürfen sollte. Und, das mag Sie schockieren, da es nicht die gängige Haltung spiegelt, als Paar sind beide für das Wohl des jeweils anderen zuständig. Wenn also schon die Partnerin/der Partner eindeutig weiß, was sie/er in einer bestimmten Situation zu leisten fähig ist, dann ist das ein unumstößlicher Fakt. An dem sollte auch nicht gerüttelt werden. Was wir hier lesen, ist eine indirekte Liebeserklärung: die Person möchte gern, kann nicht, aber ist für Alternativen bereit Verantwortung, hier in Form von Geld, zu übernehmen. Und hier eine kleine bestimmte Formulierung, die über die Richtung entscheidet: sie klar macht, dass es hier nicht um eine Zurückweisung gehen soll, und auch nicht um eine Machtdemonstration: die Formulierung war „…darf ich dir das Taxi zahlen, weil es mir wirklich wichtig ist…“. Man hätte auch sagen können: “Ja, pass auf, ich zahl‘ s dir, das Taxi, dann ist a Ruh im Karton.“ Und noch eins weiter möchte die Partnerin/der Partner an dieser Stelle die mögliche Distanzierung nicht vermuten lassen und bittet darum, es beim nächsten Mal machen zu dürfen. Das ist die beste Form eine Ablehnung auf der Sachebene nicht in eine Ablehnung auf der Beziehungsebene münden zu lassen. Hut ab!